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Reiseblog 2022

Erster Eintrag

In den nächsten 10 Tagen liest du in diesem Blog von unserer Reise zu Francis Folley, Head of YCD (youth coalition of the consolidation of democracy), unserer Partnerorganisation in Nachalo, Malawi. Till, mein Sohn und ich, Matthias (Vereinsvorstand), sind vor fünf Tagen in Blantyre gelandet. Der Flug via Addis Ababa dauerte ungefähr 16 Stunden….und es ist ein Flug in eine Welt, die unglaublich verschieden ist von unserer. Wie sie schildern? Das allererste, was ins Auge sticht, sind die handgezimmerten Verkaufsstände, die die Strassen überall säumen. Mit einem Dollar Durchschnittseinkommen für 90% der Bevölkerung ist der Alltag für viele Menschen ein Überlebenskampf. Viele Menschen gehen und fahren mit beladenen Velos auf den Strassen: um irgendetwas zu verkaufen und zu kaufen. Ein buntes und pulsierendes Treiben.

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Der Taxifahrer Keith erzählte uns, dass er und seine Kollegen während Wochen kein Benzin mehr erhalten konnten. Wie er vor Tankstellen übernachten musste, in der Hoffnung, dass sie am nächsten Tag beliefert werden, und er dann vorne in der Reihe steht. Der Benzinpreis war zu diesem Zeitpunkt fast doppelt so hoch wie in der Schweiz. Die Inflationsrate in diesem Monat beträgt unglaubliche 25%. Auffallend ist deshalb auch, wie freundlich die Menschen trotzdem auf uns zukommen: wie es ihnen oft gelingt unter diesen Umständen eine gute Stimmung aufrechtzuerhalten. Wir fühlen uns sehr wohl und willkommen.

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Während der ersten Tage gönnen wir uns zwei ruhige Tage in den Bergen, den Mulanje Mountains. Nachdem wir von Francis in Blantyre abgeholt wurden, geniessen wir die Fahrt durch eine wunderschöne Landschaft, voller grün, die hohen Berge schon sichtbar hinter der weiten Ebene. Von einem lokalen Guide begleitet, steigen wir bei 30° zu einem 60-Meter tiefen Wasserbecken auf, in das sich ein grosser Wasserfall ergiesst. Ein wunderschöner Ort an dem angeblich auch eine alte weise Frau angetroffen werden könne. Diesmal aber haben wir sie nicht getroffen.

 

Am nächsten Tag reisen wir los. Die Strecke, eine Art Passstrasse von 1000 auf 400 Meter Höhe ins in der Ebene gelegene Nchalo im Distrikt Chikwawa bietet schönste Ausblicke über die mit Buschland bewachsenen Hügeln, verstreut darin das Blitzen von Blechdächern von kleinen Hüttensiedlungen.

 

Wir freuen uns bei Francis Folley in seinem Haus anzukommen und mit einem kühlen Bier (Carlsberg Greens) belohnt zu werden…ok, vielleicht waren’s auch zwei….

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…ab morgen liest du mehr über unseren Besuch aller Projekte und Unternehmungen von Francis, die wir mit Patimalawi unterstützen: Schul-Kinder, Prisonproject und Business Starter, Child-Marriage Project und natürlich die Waisenkinder, die nun die Unterstützung von Schweizer Paten erhalten und bei ihren Foster-Families leben.

Zweiter Eintrag

Irgendwo in der weiten Ebene, nach Kilometern auf unbefestigten Strassen, erreichen wir die äusserst prekären Unterkünfte eines der Dörfer, die von der Flut im Frühjahr am härtesten getroffen wurden. Als die Menschen im August zurückkehrten, war nichts mehr da. Alle ihre Häuser weggeschwemmt. In der Zwischenzeit haben sie Unterstände gezimmert, die sie mit Blachen, die sie zum Teil von uns, zum Teil von World-Vision erhalten haben, das Dach gedeckt. Die Menschen sind da der prallen Sonne ausgesetzt. Es gibt nichts zu tun, da kein Baumaterial verfügbar ist. Die Ernte ist weg, und die Menschen sind bis zum nächsten April (falls die Ernte positiv ausfällt) vollständig auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Die Augen der Kinder, die da mit ihren Familien stehen, wirken trüb.

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Francis Folley ist hier eine bekannte Figur: er kennt jede Familie persönlich, und als wir heranfahren, werden wir freudig empfangen. Er redet mit verschiedenen Bekannten, während Till und ich von den Kindern als Mzungu bestaunt werden. Neben diesem Dorf sehen wir eine riesige Rinderfarm: Sie gehört einem der reichsten Malawier, der in London wohnt. Von ihm ist keine Hilfe zu erwarten: Wie Francis sagt: „von den Reichen lernt man sparen“. Auch die Regierung lässt die Menschen im Stich. Das Dorf könnte mit einem einfachen Deich geschützt werden. Doch vom Bau eines solchen ist nichts zu sehen.

Der Besuch auf der Geissenfarm, die Francis vor 1 1/2 Jahren mit unserer Unterstützung aufgebaut hat, ist dann ein hoffnungsvoller Gegenpol zur Erfahrung am Morgen. Es ist absolut bewundernswert (und ein hervorragendes Beispiel von agilem Mangement nebenbei), wie es ihm und seiner Organisation gelungen ist, mit hundert Geissen eine Geissenzucht zu starten. Die Idee, den Stall auf Stelzen zu bauen, stammt von ihm und bewährt sich nun auch bei Überschwemmungen gut. Und: sie wird nachgeahmt: wir sahen in der Nachbarschaft schon zwei weitere Ställe, die in dem Stil erbaut wurden. Wenn alles gut läuft, sollte aus dem Verkauf der Geissen ab nächstem Herbst das ganze Schulgeld für die 150 Kinder, die im Schulprojekt unterstützt werden, durch YCD selber finanziert werden können.

Wir sind dann eingeladen, die Geissen, die pünktlich selbständig zum Stall zurückkehren, zu füttern. Eine Riesenfreude, nicht nur für die Geissen:

Dritter Eintrag

Am Neujahrsabend sind wir eingeladen, in der Kirchgemeinde
St. Matthews zu feiern, in der Francis früher Pfarrer war. Wir betreten den Raum der bereits mit Leuten gefüllt ist. Alle sitzen im Stuhl und einige halten Reden. Gerne würden wir unauffällig reinschleichen und uns irgendwo setzen, doch als wir reinkommen ist es einen Moment komplett still und wir werden gebeten ganz vorne bei den Rednern Platz zu nehmen. Wir sollen uns vorstellen und sagen noch einige Worte. Den Rest der Reden können wir dann leider nicht mehr verstehen. Doch was wir sehr wohl verstehen ist die Gastfreundschaft und Warmherzigkeit die uns hier empfängt. Wir haben ein wunderbares Essen und werden reichlich mit Bier versorgt.

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Wir werden an diesem Abend viel tanzen, lachen und Gespräche führen und viele tolle Leute kennenlernen. Als wir um 3 Uhr morgens zu Francis Nachhause kommen, erklärt er uns wie sehr es von den Leuten geschätzt wird, dass wir mit ihnen feiern und tanzen und wie sehr das Bild der Weissen hier negativ geprägt ist. Wie sie nur sehen wie Weisse in einem grossen Auto sitzen und sich von dort aus Notizen machen. Am Abend sind sie dann wieder in ihren Hotels. Dass Weisse Freude haben sich auf die Kultur und das Leben hier wirklich einzulassen ist daher etwas ganz besonderes und wird deshalb auch so zelebriert.

Der nächste Tag ist dann eher geprägt von den Folgeerscheinungen des Alkoholkonsums am Vorabend.

Nun ist es Montag und unser Programm, bei dem wir alle Projekte die YCD umsetzt kennenlernen, startet heute. Gegen 9 Uhr gehen wir ins Büro von YCD, wo wir mit den Mitgliedern der Organisation ein Meeting haben. Wir lernen uns alle kennen und sprechen über bereits bestehende Projekte und solche, die möglicherweise in Zukunft umgesetzt werden könnten. Und über die Zusammenarbeit von Patimalawi und YCD. Als wir über die Zwangsheirat von Kindern sprechen, frage ich, was die Polizei dagegen tut, da Kinderheirat seit über 10 Jahren per Gesetz verboten ist. Dazu muss man wissen, viele der Kinder werden von äusserst armen Familien sozusagen verkauft, an reiche Männer aus anderen Regionen. Somit können sie ihr eigenes Überleben sichern. Andererseits würden sie und ihre Kinder wahrscheinlich verhungern. Nun war die Antwort auf diese Frage ebenso unerwartet als auch ernüchternd. Die Polizei kann nämlich oft nicht  herausfinden, ob die Kinder noch minderjährig sind, da Geburtsurkunden nur für Kinder existieren, die im Spital geboren sind und die Familien das Ganze decken. Somit ist von dieser Seite nichts zu erwarten.

Am Nachmittag werden die Kinder vom Waisenkind-Projekt und deren Pflegeeltern vorbeikommen. Dazu bereiten wir nun das Maismehl, sowie Stifte und Papier, die wir mitgebracht haben vor. Spontan fügen sich noch weitere Programmpunkte hinzu. Wir werden eingeladen am Nachmittag an einer Feier von einer lokalen Schule teilzunehmen und ich werde von einer Familie zum Mittagessen eingeladen. Gegen Nachmittag treffen wir uns wieder und die Waisenkinder kommen bei Francis vorbei. Wir spielen mit ihnen Fussball und Volleyball und sie erhalten Schuluniformen, die Stifte und Papier, sowie den Vorrat an Maismehl.

Nach all diesen Eindrücken und Erfahrungen schlafe ich auf dem Sofa ein.

~Till

Vierter Eintrag

Business-Starter Project. Unter diesem Namen begann YCD vor drei Jahren den Menschen, die aus dem Gefängnis entlassen werden, 100 Franken Kapital (in zwei Tranchen) zum Start eines eigenen Businesses und damit zur Sicherung des Lebensunterhalts zu geben. Die Idee auch hier: nachhaltig Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Diese Unterstützung wurde dann auch allen Pflegefamilien, die dies benötigten, zuteil.

Was wir heute beim Besuch von sechs erfolgreichen UnternehmerInnen sahen, war äusserst beeindruckend und bestätigt Patimalawi und YCD auf dem eingeschlagenen Weg.

Wir sahen: einen Metzger und Fleischverkäufer, eine Familie, die ihre Bar ausbauen konnte und vier Personen, die einen kleinen Verkaufsladen eröffnet haben. Darunter waren zwei Pflegefamilien: Die eine konnte in drei Monaten die ersten Investitionen von Bohnen und Speiseöl, die sie im weit von Nchalo gelegenen Dorf verkaufen, schon fast verdoppeln. Die andere konnte das erste Schulgeld ihres Pflegekindes aus dem Erlös schon selber bezahlen.

Auch sehr eindrücklich: Eine Frau, die bei unserem letzten Besuch vor eineinhalb Jahren noch einen ganz kleinen Laden in einem Dorf hatte: Sie hat mit ihrem neuen Partner nun einen viel grösseren Laden mitten im Markt von Nchalo eröffnen können. Die Arbeit und die Hartnäckigkeit, die hinter einem solchen Erfolg stehen, sind bewundernswert.

Beim Metzger erkundigten wir uns, wie lange das Fleisch, das bei über 30 Grad auf der Theke liegt, denn verkauft werden könne. Drei Tage war die Antwort.
Schweizer Lebensmittelinspektoren wären davon wahrscheinlich nicht grad begeistert ;-)

Nun freuen wir uns morgen mitzuerleben, wie Francis und sein Team in einem weit entlegenen Dorf die Bevölkerung zum Thema „Kinderheirat“ aufklären und sensibilisieren werden.

~Matthias

Fünfter Eintrag

Grosse Freude heute Morgen: Francis, der schon um 0600 Uhr aufgestanden ist, um Futter zum Geissenstall zu bringen, kam zurück mit den Bildern von zwei kleinen Geisslein, die in der Nacht geboren wurden.

Am weiteren Morgen wurden dann die Hefte und Stifte an 80 Schülerinnen und Schüler verteilt. Heute war Schulbeginn. Die Stimmung war fröhlich, es wurde viel gelacht.

Da Till mit einer Magenverstimmung aufgewacht ist, musste er heute Nachmittag leider aussetzen (….es geht ihm jetzt schon wieder besser). So verpasste er einen ganz speziellen Anlass.

Über 300 Personen besuchten die von YCD organisierte Veranstaltung gegen Kinderheirat. YCD fährt mit grossen Boxen und dem Generator ins Dorf hinaus. Es wurden Reden gehalten (Schulvorstand, Dorfvorsteherin, Allen für YCD). Jugendliche hatten Szenen vorbereitet, in dem sie das Thema theatralisch darstellten. Und für mich der Höhepunkt: Ich konnte einem „traditional dance“ beiwohnen, der speziell für die Begrüssung von Gästen getanzt wird. Eine unglaublich eindrückliche Erfahrung.

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Sechster Eintrag

500 Gefangene, statt der 200, für die das Gefängnis gebaut ist. Ein Innenhof, der umgeben ist von den Zellen der Gefangenen und rudimentären sanitären Anlagen. Brütende Hitze. So empfängt uns das Chikwawa Prison. Die Stimmung ist sehr bedrückend.

Bevor wir den Innenhof betreten, machen wir den Antrittsbesuch im Büro des Officers of charge. Das Bild des Präsidenten hängt prominent hinter seinem Pult. Er begrüsst und freundlich und erkundigt sich nach dem Wetter in der Schweiz. Auch lässt er uns wissen, dass er das life-skills Programm und die Business Starter als sehr wertvoll betrachtet. Es habe sich viel verändert und nur ganz vereinzelt seien Personen, die das Programm besucht haben, ins Gefängnis zurückgekehrt.

Die Vorbereitungen für den Anlass im Gefängnis nahmen den ganzen Vortag in Anspruch. Die Musikanlage und der Stromgenerator mussten verladen, die Zertifikate für die Absolventen des „life-skills“-Programms gedruckt, unterschrieben und laminiert werden. Die Soja-Bohnen und die Seifen, die den Gefangenen verteilt wurden, beschafft und verladen werden. Dieser Tag ist auch im Gefängnis ein grosses Ereignis, das den unerträglich erscheinenden öden Alltag unterbricht. Die Gefangenen bereiteten Theaterstücke und traditional dances vor, und dies offenbar schon Tage vor unserem Besuch.

Jetzt ist es soweit. Die Gefangenen haben sich versammelt, wir sitzen auf der „Ehrentribüne“ und werden entsprechend begrüsst. Der Anlass wird eröffnet und dann später auch wieder beendet mit einem Gebet, das ein Insasse vorträgt. Francis lässt mich wissen, dass dieser einer von dreien sei, die nun hier einsitzen: alle drei wurden einzeln festgenommen für das gleiche Delikt: den Diebstahl einer Ziege und einem Sack Maismehl. Alle drei ohne Gerichtsurteil. Wie lange sie darauf warten müssen, ist unklar.

Das folgende Programm ist ähnlich wie am Vortag: Theaterstücke, die das Thema des Austritts und Rückfälligwerdens aufgreifen. Traditional dances, und Reden in Reihenfolge des Rangs der Teilnehmenden.
Francis bat mich, die Rede für YCD und Patimalawi zu halten. Da ich mit Francis das ganze Vorjahr etwas Chichewa gelernt habe, beschloss ich sie in Chichewa zu halten. Diese Sprache der Bevölkerung ist nicht als offizielle Sprache anerkannt: Hier wird immer noch Englisch bevorzugt. Francis erzählte, dass an der Schule die er besucht hatte, strenge Strafen darauf standen, wenn die Kinder in ihrer Sprache miteinander sprachen. So werden Menschen systematisch von ihrer Sprache und ihren Wurzeln abgeschnitten.

Trotz zu diesem Zeitpunkt ausgefallenem Mikrofon, ist mir die Aussprache offenbar gelungen, so dass der Inhalt verständlich wurde.

Nach dem Besuch des Gefängnisses bleibt ein sehr zwiespältiges Gefühl zurück. Die Zustände im Gefängnis verstossen eklatant gegen jegliche Menschenrechte. Um überhaupt den Zugang zu den Gefängnissen und den Aufbau der Hilfe von YCD zu ermöglichen, ist ein kooperatives Zusammenwirken mit den Verantwortlichen für die Gefängnisse unabdingbar.
Der Grat zwischen notwendigem Pragmatismus und Komplizenschaft mit der Regierung, die dies zu verantworten hat, bleibt aber schmal.

Doch folgende Beobachtungen sprechen auch hier für unser Projekt:

  • Die Gefangenen sind offensichtlich extrem froh um die Unterstützung von YCD

  • Die wöchentlichen Besuche von YCD schaffen ein klein wenig Transparenz über die Zustände in den Gefängnissen

  • Der Umgang von YCD mit den Insassen auf Augenhöhe beeinflusst nach Beobachtung von Francis auch die Wärter positiv, die in ihrem Umgang anständiger geworden seien.

  • Die Rückfallquote aus den letzten vier Jahren sei bei Absolventen des Programms, die das Business Starter Paket erhalten haben unter 10% gefallen. Dies zeigt natürlich auch, dass die Klein-Kriminalität vor allem aus der Not geboren ist. Ohne Programm sei sie bei über 50%.

  • Die entlassenen Gefangenen werden in ihren Dörfern besser aufgenommen, da sie eine Chance haben, ihr Überleben ohne Delinquenz zu sichern.

  • Und nicht zuletzt die Unbestechlichkeit und auch Autorität von Francis Folley. Auch wenn er sehr kooperativ und diplomatisch mit den Angestellten des Gefängnisses und dem Officer of Charge umgeht: Er schaut nicht an Missständen vorbei und ergreift wo nötig auch Massnahmen. So habe er vor einiger Zeit zwei Wärter bei der Polizei angezeigt, nachdem ihm von Gefangenen berichtet wurde, dass sie einen Insassen misshandelt haben. Die beiden wurden entlassen und verurteilt.

Das Projekt stösst in der Zwischenzeit auf Interesse im ganzen Land. Wir sind uns mit Francis darüber einig, dass der einzige Weg zu einer Weiterverbreitung darin besteht, dass der Aufwand mit Staatsgeldern finanziert wird. Es soll nicht die Aufgabe von YCD und Patimalawi sein, die Programme ohne entsprechende finanzielle Mittel auf andere Gefängnisse auszuweiten.

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Siebter und Letzter Eintrag

Nun sitzen wir wieder im Zug von Genf nach Winterthur. Seit wir bei Francis aufgebrochen sind, ist es nun 24 Stunden her.

Zeit noch etwas meinen Gedanken nachzuhängen:

  • Ich stelle an mir selber fest, wie stark ich immer zum Bewerten neige: Das Leben in Malawi  ist so 100% anders als hier: von Beginn weg ist dann die Frage in meinem Kopf: ist es besser oder schlechter? Die Frage hilft nicht weiter:  Manchmal gelingt es dann, einfach in die andere Lebenswelt einzutauchen, zu geniessen, wahrzunehmen, zu erleben ohne zu be-urteilen.

  • Trotzdem: die allgegenwärtige Armut in Malawi ist sehr bedrückend. Ich fragte Francis an einem Abend, ob er sich nie verzweifelt fühle: Er antwortete recht überzeugend, er sei immer „hopefull“: Grund: er konzentriere sich darauf mit seinem Team das zu tun, was möglich sei, und dies auch gut zu tun. Er lasse das auf der Seite, wo er keinen Einfluss habe.

  • Natürlich ging es bei dieser Reise auch darum, zuhanden der Vereinsmitglieder von Patimalawi den Stand der Projekte kennenzulernen und Kontakt zu allen unterstützten Waisenkinder zu erhalten, so dass wir uns auch über ihr Wohlbefinden ein Bild machen konnten.

  • Gerade bei letzterem bin ich äusserst überzeugt von der Arbeitsweise von Francis und seinem Team. Die Foster-Families wurden sehr sorgfältig ausgewählt. Sie werden genau wie die  Kinder auch untereinander vernetzt und regelmässig von YCD (Francis und Blessings) besucht. Die Kinder treffen sich alle 2 Wochen im Haus von Francis um den Mais abzuholen, aber auch um einen unbeschwerten Tag zu haben.

  • YCD konnte alle Projekte und Aufgaben, wie vorgängig geplant durchführen. Dies trotz des massiven Mehraufwands durch die Fluten und Waisenkinder. Auf Unerwartetes schnell und wirksam reagieren, wie auf die Flutkatastrophe und gleichzeitig all das Aufgegleiste, Wertvolle nicht aus den Augen verlieren: das ist YCD und Patimalawi in diesem Jahr sehr gut gelungen (run the business und change the business)

  • Dabei bestätigten wir in vielen Gesprächen auch mit dem ganzen Team unser gemeinsames Verständnis:
    1)  YCD und Patimalawi sind zwei Organisationen, die mit den ihnen jeweils zur Verfügung stehenden Mitteln gemeinsam und auf Augenhöhe das gemeinsame Ziel verfolgen: den Kindern in Nchalo Hilfe zukommen zu lassen: „in solidarity and friendship“.
    2) Wir bemühen uns gemeinsam darum, die zentralen Aufgaben von YCD auf eine von Patimalawi unabhängige Basis zu stellen und so Nachhaltigkeit der Hilfe zu sichern.

 

  • Bei all dem ist auch in dieser Woche die Freude nie zu kurz gekommen. Wir feierten einen fulminanten Abschlussabend mit Grillade und Musik und Tanz mit dem YCD-Team und hatten die ganze Woche hindurch menschlich wertvolle Begegnungen, so dass wir uns gestern mit Wehmut von Malawi und seinen Menschen verabschiedeten.

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